News | 06 Dez. 2024

ARIA 2024 – Fokus auf den Gender Equality Award

In den letzten Ausgaben der ARIA – Agricultural and Rural Inspiration Awards waren an beeindruckenden 95 % der nominierten Projekte Frauen aktiv beteiligt. Der neue ARIA Gender Equality Award hob die entscheidende Rolle von Frauen für das ländliche Europa hervor.

Winner of ARIA gender equality award with trophy

Die 2024er-Ausgabe der ARIA – Agricultural and Rural Inspiration Awards führt eine Auszeichnung für Geschlechtergleichstellung ein, mit der Projekte unter der Leitung von Frauen sowie Projekte, die sich konkret positiv auf Frauen in ländlichen Gemeinden auswirken, gewürdigt werden.

Während der spannenden ARIA-Abschlusszeremonie am 4. Dezember verlieh die Jury den Gender Equality Award an FRAU iDA – Space for women entrepreneurs, ein österreichisches Projekt, das Frauen im ländlichen Raum fördert, ihre Leistungen sichtbarer macht, ihre Rahmenbedingungen verbessert und ihnen Möglichkeiten bietet, Familie und Beruf zu vereinbaren.

Interessanterweise waren an den Ausgaben 2023 und 2024 von ARIA beeindruckende 95 % der in die engere Wahl gezogenen Projekte Frauen aktiv beteiligt, und vier von fünf thematischen Gewinnern waren Projekte, die den entscheidenden Beitrag von Frauen in ländlichen Gemeinden hervorhoben. Das ist sicherlich einen Grund zum Feiern wert!

Ein Ansatz zur durchgängigen Berücksichtigung

Die EU hat bei der Gleichstellung der Geschlechter erhebliche Fortschritte erzielt. Die Europäische Kommission setzt derzeit ihre Gleichstellungsstrategie 2020-25 um und verankert die Gleichstellung der Geschlechter in allen Politikbereichen.

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) unterstützt die Gleichstellung der Geschlechter im ländlichen Raum durch die neuen GAP-Strategiepläne (2023–2027) und insbesondere im Rahmen des spezifischen Ziels 8, das die Förderung von Beschäftigung, Wachstum, Vertretung in Entscheidungsprozessen, Beteiligung an landwirtschaftlichen Betrieben, sozialer Eingliederung und lokaler Entwicklung vorsieht. Viele Mitgliedstaaten unternehmen in diesem Sinne progressive Schritte: Wie beispielsweise im Jahresbericht 2024 zur Gleichstellung der Geschlechter in der EU erwähnt, plante die Mehrheit der Mitgliedstaaten, mindestens 50 % Frauen in Entscheidungsgremien für lokale LEADER-Aktionsgruppen aufzunehmen.

In diesem Zusammenhang würdigte das EU-GAP-Netzwerk den Beitrag von Frauen zur Landwirtschaft und zur Entwicklung des ländlichen Raums in der EU mit einer besonderen Auszeichnung im Rahmen seiner wegweisenden Agricultural and Rural Inspiration Awards 2024. Alle 24 Finalisten von ARIA 2024 konnten sich für den Gender Equality Award bewerben, unabhängig von der Hauptthemenkategorie, der sie zugeordnet waren (Kategorien, die die allgemeinen Ziele der GAP widerspiegeln). Dies spiegelt den von der Europäischen Kommission verfolgten Mainstreaming-Ansatz wider, wonach die Gleichstellung der Geschlechter kein eigenständiges, isoliertes Ziel ist, sondern eine Angelegenheit von allgemeinem Interesse, die im gesamten weiteren politischen Spektrum gefördert werden muss.

Die Rolle der Frau im ländlichen Raum – in der Praxis

Von den 24 Finalisten von ARIA 2024 bezogen 17 Projekte Frauen aktiv in ihre Aktivitäten ein und kamen für den ARIA-Preis für Geschlechtergleichstellung in Frage. Diese Projekte zeigen in der Praxis, wie Frauen zu verschiedenen Aspekten der landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung beitragen.

Führung und Innovation

Die Operationelle Gruppe „Authentic Honey Meets DNA Technology“ (Estland) ist ein Beispiel dafür, wie Frauen in Führungspositionen Innovationen in der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung vorantreiben. Das Projektteam bestand größtenteils aus Frauen, und die innovativen DNA-Tests, die im Rahmen des Projekts zur Rückverfolgung der Herkunft von Honig entwickelt wurden, werden nun von einem ausschließlich weiblichen Team (Büro und Labor) durchgeführt.

Nachhaltige Praktiken

Frauen stehen häufig an vorderster Front bei der Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken, die von der ökologischen Landwirtschaft über die Erhaltung der Biodiversität bis hin zur klimafreundlichen Landwirtschaft reichen. Frauen leiten oft auch Projekte, die auf dem lokalen Umwelt- und Kulturerbe basieren. Das finnische Projekt „Lapland shepherd holidays“ (unter der Leitung eines Frauenteams) bezog vor allem Frauen und junge Menschen in die Entwicklung einer nachhaltigen Initiative für den ländlichen Tourismus ein und lieferte nützliche Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten für Umwelt- und Kulturerbe-Projekte, die oft von Frauen geleitet werden.

Gemeinschaftsbildung

Frauen spielen eine entscheidende Rolle beim Aufbau und der Pflege ländlicher Gemeinschaften, bei der Förderung der Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Verbrauchern und bei der Stärkung lokaler Lebensmittel. Ein wegweisendes Beispiel ist der pädagogische Bauernhof Pszczelandia (Polen). Małgorzata Pucer, die den Hof zusammen mit ihrem Ehemann Dariusz besitzt, hat das Projekt entworfen und umgesetzt und leitet nun den Hof und seine Bildungsaktivitäten. Zwei Frauen wurden für die Arbeit auf dem Bauernhof eingestellt, und viele weitere profitieren von den beruflichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten, die Pszczelandia der örtlichen Gemeinschaft bietet.

Bildung und Wissensaustausch

Bei vielen Projekten wird die Rolle von Frauen als Ausbilderinnen in der Landwirtschaft hervorgehoben, die Schulungen und Workshops leiten und wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse mit anderen Landwirten teilen. La Junquera ist ein spanischer regenerativer Bauernhof, der einer Landwirtin gehört, und an den vom Projekt organisierten Bildungs- und unternehmerischen Aktivitäten nehmen viele Frauen teil. 65 % der Teilnehmer an der Regenerationsakademie sind Frauen, und das Projekt hat zu einem unterstützenden Netzwerk für Landwirtinnen geführt.

Empowerment und wirtschaftliche Entwicklung

Durch die Beteiligung an landwirtschaftlichen Produktions- und Geschäftsaktivitäten in der ländlichen Wirtschaft stärken Frauen ihre finanzielle Unabhängigkeit und tragen gleichzeitig zum allgemeinen Wirtschaftswachstum ihrer Gemeinden bei. In Österreich unterstützt FRAU IDA Unternehmerinnen durch einen speziellen Coworking-Space sowie durch Netzwerk- und Schulungsaktivitäten, die darauf abzielen, Herausforderungen zu bewältigen, mit denen Frauen häufig konfrontiert sind, wie z. B. die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach dem Mutterschaftsurlaub.

Interessenvertretung und Repräsentation

Eine stärkere Vertretung und Unterstützung von Landwirtinnen in politischen Diskussionen ist ein weit verbreitetes Bedürfnis. Frauen, die an GAP-finanzierten Projekten beteiligt sind, arbeiten oft darauf hin, die Agrarpolitik so zu beeinflussen, dass die Rolle der Frauen in diesem Sektor anerkannt und unterstützt wird. Gerade für Frauen kann die mangelnde Anerkennung jedoch ein möglicher Auslöser für psychische Probleme am Arbeitsplatz sein – ein Thema, das mit bemerkenswertem Erfolg im Rahmen des finnischen Projekts „Stärkung des psychischen Wohlbefindens an ländlichen Arbeitsplätzen“ behandelt wurde, in dessen Rahmen konkrete Instrumente zur strukturellen Unterstützung der psychischen Gesundheit von Arbeitnehmern entwickelt wurden.

Netzwerken und Zusammenarbeit

Das Netzwerken und die Zusammenarbeit mit anderen Landwirtinnen, Organisationen und Interessenvertretern sind der Schlüssel zur Förderung einer unterstützenden Gemeinschaft, die den Wissensaustausch und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen verbessert. Die Galway Wool Co-op (Irland) arbeitet mit anderen Netzwerken und Verbänden für Frauen in der Landwirtschaft, Innovation und Wirtschaft zusammen. Blatnaid Gallagher, Mitbegründerin und Sekretärin des Projekts, wurde anschließend irische Botschafterin für das EU-Projekt FLIARA (Female-Led Innovation in Agriculture and Rural Areas) und erhielt eine Botschafterstelle bei der Initiative „Farming for Nature“ (finanziert vom irischen Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Meeresangelegenheiten).

Das EU-GAP-Netzwerk ist stolz darauf, diese Geschichten zu teilen und die wesentliche Rolle hervorzuheben, die Frauen in der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung spielen. Unsere Arbeit ist zwar nur ein kleiner Beitrag zum Engagement der Europäischen Kommission für eine Union der Gleichheit, aber die Arbeit dieser Frauen ist eine unschätzbare Quelle der Inspiration und des Stolzes für andere in ganz Europa.

Spezielle Veranstaltungen konzentrierten sich auf die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im ländlichen Europa und von Frauen geleitete Innovationen in der Landwirtschaft. Viele von Frauen geleitete Projekte, die von der GAP unterstützt werden, sind in unserer Datenbank für bewährte Praktiken verfügbar, und einige herausragende Beispiele wurden in einer speziellen Projektbroschüre zusammengestellt.