Publikation - Bewertung der Mitgliedstaaten |

Beitrag des EPLRs 2014–2022 in Niedersachsen und Bremen zur Gleichstellung der Geschlechter 

Dieser Bewertungsbericht konzentriert sich auf den Beitrag des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum 2014–2022 in Niedersachsen und Bremen zur Gleichstellung von Frauen und Männern.

  • Germany
  • 2014-2022
  • Socio-economic impacts
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Diese Bewertung, die im Rahmen von fünf Länderevaluierungen durchgeführt und 2023 veröffentlicht wird, konzentriert sich auf den Beitrag des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum (EPLR) 2014–2022 in Niedersachsen und Bremen zur Gleichstellung der Geschlechter.

Die Studie konzentriert sich auf Niedersachsen, da im Rahmen des EPLR in Bremen kaum genderrelevante Projekte realisiert wurden. Sie analysiert die Programminhalte, -strukturen und -prozesse im Hinblick auf die Anwendung von Gender Mainstreaming und die geschlechtsbezogenen Wirkungen von Fördermaßnahmen.

Die Analyse der Anwendungsebene von Gender Mainstreaming umfasst folgende Fragen: Inwieweit wurde die Analyse der Ausgangssituation geschlechterdifferenziert vorgenommen, so dass Disparitäten sichtbar wurden? Wurden Gender-Aspekte in die Programmstrategie integriert? Wurden geeignete Bedürfnisse und Ziele ermittelt? Inwieweit wurde die Gleichstellung bei der Konzeption und Umsetzung der Fördermaßnahmen berücksichtigt?

Die Analyse stützt sich auf Programmdokumente wie das EPLR, Leitlinien, Auswahlkriterien, Durchführungsberichte und die Bewertung der Förderdaten. Es wurden geschlechtsspezifische Analysen vorhandener Daten durchgeführt und spezifische Fragen in Umfragen und Interviews integriert.

Auch die LEADER-Regionalentwicklungskonzepte und die integrierten ländlichen Entwicklungskonzepte wurden auf das Querschnittsziel des EPLRs hin überprüft.

Im Jahr 2022 befragte der Autor zudem Regionalmanager aus fünf LEADER-Regionen, deren regionale Entwicklungskonzepte vergleichsweise konkrete Ansätze enthielten.

Die Bewertung berücksichtigte Indikatoren zur Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, wie das geschlechtsspezifische Betreuungsgefälle, das geschlechtsspezifische Lohngefälle, das geschlechtsspezifische Lebenseinkommensgefälle und den geschlechtsspezifischen Anteil an den landwirtschaftlichen Betrieben.

Was die Wirkung der Förderung betrifft, so kann der Beitrag der Teilmaßnahme 4.2 Verarbeitung und Vermarktung, der Teilmaßnahme 7.5 Tourismus, der Teilmaßnahme 16.1 EIP-AGRI und der Teilmaßnahme 16.9 Transparenz aufgrund des Umsetzungsstandes bzw. unzureichender Daten nicht abgeschätzt werden.

Die Bewertung hat gezeigt, dass die Ausgestaltung von Gender Mainstreaming auf Programmebene im EPLR 2014–2022 von Niedersachsen und Bremen im Vergleich zu anderen EPLRs relativ weit fortgeschritten ist. Die Vollversion der SWOT war für viele Bereiche geschlechterdifferenziert. Die im Anhang des Programms dargelegte Strategie zur Umsetzung des Querschnittsziels Gleichstellung und Nichtdiskriminierung wird positiv erwähnt, wurde aber nur teilweise bei der Maßnahmenkonzeption berücksichtigt. Die Projektauswahlkriterien sind geeignet, die Gleichstellung zu betonen, ihr konkreter Einfluss auf die Umsetzung der Maßnahmen ist jedoch begrenzt.

In Bezug auf die geschlechtsspezifischen Wirkungen der Förderung ergibt sich ein weitgehend ambivalentes Bild.

Der EPLR 2014–2022 Niedersachsens und Bremens bietet aufgrund der Fokussierung der Förderung auf umwelt- und agrarpolitische Themen nur begrenzte Potenziale für eine explizite Förderung der Gleichstellung. Die Analyse der Förderdaten im EPLR zeigt, dass 59 % der Mittel für Maßnahmen ausgegeben wurden, die als geschlechtsneutral eingestuft wurden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass geschlechtsneutrale Maßnahmen kein unmittelbares Potenzial bieten, zur Gleichstellung der Geschlechter beizutragen. Mehr als die Hälfte dieser Mittel (33 % der öffentlichen Mittel) werden für flächenbezogene Maßnahmen und Tierwohlbefinden an Betriebsleiter gezahlt, die überwiegend männlich sind.

Was die geschlechtsspezifischen Auswirkungen betrifft, so haben einzelne Maßnahmen, wie die Qualifizierungsmaßnahme, positive Ergebnisse gebracht. Auch lassen sich einige positive Beschäftigungseffekte beobachten. Deutliche Defizite gibt es jedoch bei der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen an der Planung und Steuerung verschiedener Entwicklungsprozesse. Der Ausschluss von Frauen in Politik und Gesellschaft, insbesondere in Führungspositionen, ist in den meisten Entscheidungsgremien noch immer gegeben. Die Potenziale dörflicher und regionaler Entwicklungsprozesse sind unzureichend in Bezug auf die Beteiligung an Entscheidungsprozessen und die gleichberechtigte Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen und Männern in Plänen und Konzepten.

Die ungleichen Eigentums- und Managementstrukturen im landwirtschaftlichen Sektor können nur bedingt angegangen werden. Frauen sind im „Agrarinvestitionsförderungsprogramm“ deutlich unterrepräsentiert, was die Ungleichheiten im Agrarsektor verstärkt und sich negativ auswirkt.

Die Kommunikationsstrategie für das EPLR könnte in Artikeln und Grafiken expliziter auf den Abbau oder die Vermeidung von Stereotypen eingehen.

Insgesamt sollten die eingeleiteten Schritte zur geschlechtersensiblen Umsetzung der ELER-Förderung in künftigen Förderperioden fortgesetzt und weiterentwickelt werden.

Author(s)

Petra Raue (Thünen Institute)

Ressourcen

German language

Contribution of the 2014-2022 RDP in Lower Saxony and Bremen on gender equality

(PDF – 2.99 MB – 106 pages)