News | 14 März 2023

Inspirierende Ideen: Ein digitaler Bienenstock

Die Arbeitsgruppe Digibee (Bulgarien) leistet einen signifikanten Beitrag zur digitalen Transformation des ökologischen Bienenzuchtsektors. Dazu entwickelt Digibee ein intelligentes digitales System, mit Hilfe dessen die Wettbewerbsfähigkeit der Produktion von Honig und anderen Produkten gesteigert werden soll.

Tanya Gyuryusheva-Nikolova vom Projekt erklärt uns: „Die Digitalisierung erhöht die Effizienz und Nachhaltigkeit des gesamten Prozesses, vom Bienenstockmanagement bis hin zum Produktvertrieb, erheblich."

In der EU gibt es rund 615.000 Imker, die zusammen etwa 275.000 Tonnen Honig pro Jahr produzieren. Dies deckt jedoch nur 60 % des europäischen Verbrauchs (Europa). Zahlreiche Faktoren wie die Bedrohung der Bienengesundheit durch zahlreiche Krankheiten, klimatische Veränderungen und die Intensivierung der Landwirtschaft sowie Probleme bei der Preisbildung von Honig und der Rückverfolgbarkeit und der Qualitätsgarantie tragen dazu bei.

Dies hat gravierende Auswirkungen auf den Bienenbestand. Besonders stark betroffen von dem Problem ist Bulgarien. Dort ist die Honigproduktion in den letzten Jahren stark zurückgegangen (siehe hier).

Inspirational ideas: A hive of digital activity

Das Internet der Dinge (IoT) bietet innovative und praxisorientierte Lösungsansätze an, die neue und präzise Informationen in Echtzeit liefern können. Dies ist bislang nicht möglich gewesen. Die Digitalisierung von Lieferketten fördert zudem die Transparenz. Die Arbeitsgruppe Digibee beschäftigt sich mit der Frage, wie die Digitalisierung von Prozessen zur Problemlösung beitragen und damit einhergehend die Rentabilität von bulgarischen Imkern optimieren sowie das Vertrauen von Verbrauchern und mögliche Erwartungen zurückgewinnen und erfüllen kann. Experten des Instituts für Agrarökonomie sowie Landwirte sind seit 2020 an der Arbeitsgruppe beteiligt.

Tanya fährt fort: „Mit unseren Projektmaßnahmen möchten wir die entsprechenden Voraussetzungen schaffen und die Bienengesundheit und -produktivität fördern, Risiken minimieren und den Imkern Instrumente mit an die Hand geben, mit Hilfe dessen es ihnen möglich ist, auf eventuell entstehende Probleme reagieren zu können. Außerdem wollen wir sicherstellen, dass den Verbrauchern alle relevanten Informationen über das Produkt, das sie kaufen, zur Verfügung stehen.“

Das Digibee-System umfasst die IoT-basierte Echtzeitüberwachung von Bienenvölkern in und um den Bienenstock herum. Es basiert auf dem Einsatz von Sensoren in den Bienenstöcken und sogenannten Drohnen, die die Aktivität der Bienen nicht beeinträchtigen. Die Instrumente ermöglichen die Fernüberwachung und Kontrolle der Zufriedenheit und des Wohlbefindens der Bienen, um Schädlinge oder Krankheiten erkennen, den Standort der Bienen bestimmen und die Zucht verfolgen und somit langfristig das Bienenstockmanagement unterstützen zu können. Tanya erklärt: „Mit Multispektralkameras ausgerüstete Drohnen können Daten erstellt werden, die Aufschluss über die Gesundheit und Produktivität der Pflanzen, die den Bienen als Nahrung dienen, geben. Durch solche Prozesse können Bienenstöcke optimiert und Honigerträge gesteigert werden.“

Das System nutzt eine Cloud-Datenbank, um die Daten von Betrieben in ganz Bulgarien zu sammeln und abzugleichen. Die Imker erhalten über eine App Zugang zu diesen Daten. Die Analyse der Daten umfasst die frühzeitige Erkennung von Schwierigkeiten, so dass es den Imkern möglich ist, eingreifen und Problemen frühzeitig begegnen zu können. Das System umfasst zudem eine eindeutige QR-Code-Kennzeichnung der Produkte, die detaillierte Informationen z. B. zu der Herkunft von Produkten enthält. Ziel des Systems ist es, die Rückverfolgung von Honigprodukten vom Bienenstock bis hin zum Verbraucher zu gewährleisten. Dadurch soll das Vertrauen von Verbrauchern in die Qualität und Echtheit des Honigs gestärkt werden. Tanya erklärt: „Insgesamt ist unser System in der Lage, einen digitalen Fußabdruck von der Erzeugung bis hin zur Verarbeitung und Zertifizierung von Bio-Honig und anderen Bienenprodukten zu erstellen."

Die Partnerschaft hat bereits mehrere Umfragen durchgeführt. Eine davon befasst sich mit der Bereitschaft von Landwirten zu innovativen Lösungen und Innovationen im Zusammenhang mit der Nutzung digitaler Tools in der gesamten Wertschöpfungskette der ökologischen Bienenzucht in Bulgarien. Den ersten Ergebnissen zufolge führt die Mehrheit der Befragten Laboranalysen von Produkten durch. Das zeigt, dass die Erzeuger bestrebt sind, qualitativ hochwertige Produkte zu produzieren. Darüber hinaus waren alle Befragten der Meinung, dass Innovationen im Bienenzuchtsektor ihre Berechtigung haben und ihr Einsatz zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Ergebnisse der Betriebe beitragen würde. Die Umfrage hat jedoch ergeben, dass die Erzeuger derzeit in hohem Maße von der Finanzierung durch die verschiedenen EU-Fonds und den nationalen Haushalt abhängig sind. Die Antworten sollen umfassend analysiert und im weiteren Verlauf berücksichtigt werden.

Die Arbeitsgruppe hat des Weiteren Untersuchungen, Vergleiche und Analysen bestehender Technologielösungen durchgeführt, um ein geeignetes Tool auswählen zu können. Es wurden unter anderem Fallstudien und Laboruntersuchungen veranlasst, um die Kombination von Werkzeugen im Digibee-System zu testen. Der Test-Cloud-Server wurden bereits konfiguriert. Die Implementierung sowie die Software für die Datenbank sind derzeit in Arbeit.

Derzeit sind mehrere Produktvarianten im Einsatz, die in Bienenstöcken an verschiedenen Standorten integriert wurden. Ziel ist es, die optimale Vorrichtung zu finden. Folgende Aspekte gilt es dabei zu beachten: Funktionalität, Zuverlässigkeit, Ausdauer und Preis. Diese werden anschließend unter realen Bedingungen in einer größeren Gruppe von Bienenstöcken getestet und ausprobiert.

Tanya fasst zusammen: „Die Integration des Internets der Dinge (IoT) in der Honigproduktion und den Lieferketten bringt zahlreiche Vorteile für den Imker, die Umwelt und den Verbraucher mit sich."

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