Inspirierende Ideen: Klimaangepasstes Bodenfeuchtemanagement
- Innovation, Wissensaustausch & EIP-AGRI
- Klima und Klimawandel
- Forschung und Innovation
- Nachhaltigkeit
Hoeksche Waard ist eine Insel im Süden der Niederlande. Das ländliche Gebiet liegt unterhalb des Meeresspiegels. Aus diesem Grund stellt die Regulierung des Wassers auf den landwirtschaftlichen Feldern ein großes Problem dar, insbesondere bei starken Regenfällen. Es wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die ein System zur Steuerung der Bodenfeuchtigkeit aus dem Erdboden testet und optimiert.
Der Klimawandel verursacht nicht nur neuartige Witterungsbedingungen, sondern auch extreme Unwetter. Sowohl kurz- als auch langfristig stellen die Unvorhersehbarkeit des Wetters und die stark schwankenden Witterungsverhältnisse eine Herausforderung für die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Betrieben sowie für die Lebensmittelproduktion dar. Die EU-Anpassungsstrategie, die Teil des europäischen Green Deals ist, legt fest, wie sich die Europäische Union an die unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels anpassen kann. Dies ist mit dem GAP-Ziel “Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels" verknüpft, das durch die GAP-Finanzierung ausschließlich durch die Arbeitsgruppen aufgegriffen wird.
Die Bodenverdichtung und die damit einhergehenden Folgen stellen in den Niederlanden eine erhebliche Gefahr für den Boden dar. Sie hat einen starken Einfluss auf den Bodenwasserhaushalt und verursacht Niederschlagsüberschüsse sowie -defizite, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Novifarm ist ein Zusammenschluss von 6 Familienbetrieben, die in der Hoeksche Waard hauptsächlich Ackerbau betreiben. Als Teil der Initiative “Putting Hoeksche Waard on the map" hat Novifarm 2016 ein Projekt mit dem Namen HW20 gestartet, um diesen sich ständig verändernden klimatischen Bedingungen zu begegnen.
Obwohl die Insel Hoeksche Waard von Süßwasser umgeben ist, hat die Region immer noch große Schwierigkeiten mit Trockenheit. Die Landwirte begegnen der Trockenheit, indem sie die Oberflächen der Felder bewässern. Jedoch ist dies mit erheblichen Verdunstungen und Energiekosten behaftet. Nach einer langen Dürreperiode kann es zu starken Regenfällen kommen, die zu Überflutungen von Feldern führen können. Es muss eine Lösung her. Zur Durchführung des HW20-Projekts verwendete Novifarm Feldscanner, Fernerkundung und Satellitendaten, um die aktuellen Gegebenheiten zu analysieren und stellte Abweichungen im Pflanzenwachstum fest. Von Jahr zu Jahr werden die Bodenbedingungen bei der Aussaat schwieriger und es wird mehr Aufwand benötigt, um die Erträge zu sichern. Leon Noordam von Novifarm erklärt: “Vor diesem Hintergrund haben wir versucht, die Bodenbewässerung zu optimieren. Auf diese Weise nutzen Pflanzen das, was sie gerade benötigen. Dadurch wird kein Wasser verschwendet und die Bodenbeschaffenheit bleibt intakt."
HW20 zielte darauf ab, ein auf drei Säulen beruhendes integriertes Wassermanagementkonzept zum Schutz des Bodens und der Nutzpflanzen zu entwickeln. Bei der ersten Säule geht es um die Bodenverdichtung - die Durchführung von landwirtschaftlichen Arbeiten ohne schwere Maschinen. Bei der zweiten Säule geht es um die Kontrolle der Wassermenge - wie kann man Wasser beseitigen, wenn es zu viel regnet, oder mehr Wasser einsetzen, wenn es zu trocken ist. Die dritte Säule betrifft die Bodengesundheit - wie man die Qualität des Bodens verbessert. Leon erklärt: "Das System ist wie ein Dreibein, oft setzen die Landwirte bereits ein oder zwei Säulen ein, aber die Betriebe brauchen die drei Säulen, um erfolgreich zu sein." Novifarm hat sich mit vier anderen Betrieben in der Region zusammengeschlossen, um eine Arbeitsgruppe zu bilden, die von 2019 bis 2022 speziell an der zweiten Säule "Klimaangepasstes Bodenfeuchtemanagement" arbeitet.
Ziel war es, ein System zu entwickeln, das dem Landwirt hilft, das ideale Gleichgewicht zwischen Bodenfeuchtigkeit und biotische Bodenprozesse zu finden, bei Wetterextremen Entscheidungen treffen zu können, Wasser und Nährstoffe zur Wiederverwendung sparsam einzusetzen und im Vergleich zur Bewässerung Energie zu sparen.
Unterirdische Entwässerungs-/Bewässerungssysteme wurden auf 5 Pilotbetrieben installiert, darunter auch bei Novifarm, die 60 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit unterschiedlichen Bodenarten bewirtschaften. Da dies auch Teil des HW20-Projekts gewesen ist, wurden in den Pilotbetrieben Maschinen eingesetzt und organisches Material auf die Felder gebracht, um die organische Substanz zu erhöhen. Die Drainagerohre liegen 2 m unter der Bodenoberfläche. Mithilfe einer bestehenden Bodenfeuchtesensortechnologie (Adaptive Groundwater Level Management System - aGPS©) können die Landwirte den Feuchtigkeitshaushalt des Bodens auf einer Teilparzelle steuern und das Wasser kontrolliert in das Drainagesystem ein- und auslaufen lassen. Das überschüssige Wasser kann schnell von der Parzelle abgeleitet oder gleichmäßig auf andere Teile des Feldes verteilt werden. Das System ist auch in der Lage, überschüssiges Wasser zu speichern, falls zu einem späteren Zeitpunkt Bewässerungsbedarf besteht.
Seit 2020 sammeln die Landwirte Daten und untersuchen die Einflüsse auf die Pflanzen. Leon sagt: “Wir lernen immer noch dazu. Diese Arbeitsgruppe hat uns jedoch bereits einen Einblick geben können, welche Auswrikungen andauernde Regenfälle oder auch keine Niederschläge auf den Grundwasserspiegel haben. Wir haben einige Kulturen identifizieren können, die unter diesem System wesentlich bessere Erträge liefern. Es gibt den Landwirten zudem die Möglichkeit, unvorhersehbare Witterungsverhältnisse zu kontrollieren und erhöht die Anpassungsfähigkeit des Betriebs, dem Klimawandel zu entgegenzuwirken."
Die Arbeitsgruppe ist 2022 aufgelöst worden. Die Landwirte werden jedoch die Entwicklungen in den kommenden Jahren weiterhin verfolgen. Die Ergebnisse wurden bei Ortsbesichtigungen und in Fachzeitschriften vorgestellt und präsentiert; dies wird auch weiterhin der Fall sein.
Ansprechpartner: