News | 08 Febr. 2023

Inspirierende Ideen: Hühner werden mobil

Erhöhung der Nutzung von mobilem Wohnraum für Legehennen im ökologischen Landbau

Herd protection by goats

Ein mobiler Wohnraum für Legehennen kann dazu beitragen, den Tierschutz und die Qualität der Eier zu verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung zu verringern. Ihre Nutzung ist jedoch nach wie vor begrenzt, da sie auch eine Reihe von Risiken enthalten, wie z. B. die Anfälligkeit für Raubtiere. Eine deutsche Betriebsgruppe mit Sitz in Rheinland-Pfalz entwarf, testete und führte ein effizientes Managementsystem für mobile Hühnerställe auf dem Markt ein, um ihre Anwendung in der Region und darüber hinaus zu erhöhen.

Das Thema Tierschutz und artgerechte Tierhaltung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auch im Bereich der Geflügelhaltung und der Eiererzeugung besteht eine hohe Nachfrage der Verbraucher nach regional produzierten Produkten. Im Jahr 2017 sind in Rheinland-Pfalz zu Beginn des Projektes bereits rund 30% der 24.000 Bio-Legehennen in der Region in mobilen Hühnerställen untergebracht worden. Das war in etwa der Hälfte der 40 Biobetriebe der Fall. Die Landwirte stellten fest, dass die tiergerechte Mobilhaltung in vielerlei Hinsicht sehr gut an die ökologische Tierhaltung angepasst ist. David Pfeifer, Projektleiter, erklärt die Vorteile: „Die Flexibilität, den Standort des Hühnerstalls einfach ändern zu können, sowie die Möglichkeit, die Weideflächen in die Fruchtfolge aufzunehmen, sind Vorteile, die es zu nennen gilt. Neben dem reduzierten Einsatz von Düngemitteln, sind die Hennen beschäftigt und haben ausreichend Bewegungsfreiraum. Außerdem kann bei guter Bewirtschaftung das Auftreten von Bakterien reduziert, sowie Parasiten und Schädlingen vorgebeugt werden.“

Die Projektgruppe ermittelte jedoch eine Reihe von Faktoren, die Landwirte von der Investition in eine solche Infrastruktur abhalten. Raubtiere stellen eine große Gefahr für die Haltung von Legehennen dar. Ein weiterer Faktor ist die Hygiene sowohl im Stall als auch im Außenbereich des Geheges, die es einzuhalten gilt, um einen möglichen Parasitenbefall zu verhindern. Den Außenbereich gilt es so zu gestalten, dass den Hennen einen optimalen Lebensraum zur Verfügung gestellt werden kann. Zudem liegen zum jetzigen Zeitpunkt nur wenige Studien vor, so dass die Informationen über Indikatoren und Techniken fehlen.

Ziel des Projektes ist es gewesen, die Attraktivität der mobilen Legehennen Haltung in rheinland-pfälzischen Biobetrieben unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit und der Wirtschaftlichkeit zu erhöhen und damit das Tierwohl von Legehennen zu verbessern. Dazu hat die Partnerschaft unter der Leitung des Kompetenzzentrums Ökologischer Landbau (KÖL) in Rheinland-Pfalz ein spezifisches bestehendes Haltungssystem „mobilstall“ genutzt und analysiert. Die Hühnerställe in diesem System sind auf Rädern oder Kufen montiert, so dass ihr Standort regelmäßig gewechselt werden kann. Die Partner nutzten ein bestehendes standardisiertes Management-Tool für Junglegehennen „Mtool“, herausgegeben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Das Tool berücksichtigt spezifische Parameter wie Legeaktivität, Gefiederzustand, Verletzungen durch Picken, Tiergewicht, Anomalien an den Füßen und das Vorhandensein von Parasiten. Mit Hilfe dieser Indikatoren lassen sich Veränderungen im Verhalten oder in der körperlichen Verfassung der Tiere schnell identifizierten, die Ursachen ermitteln und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Um das Projektziel erreichen zu können, wurde eine Partnerschaft zwischen den Forschungs-, Beratungs- und Praxispartnern geschaffen. Auch der Wissenstransfer „aus der Praxis - für die Praxis“ zwischen den beteiligten Betrieben wurde als ebenso wichtig erachtet.

Im Rahmen der Partnerschaft wurde zunächst eine Erhebung durchgeführt, um die Rahmenbedingungen und die aktuelle Situation der Biobauern in der Region zu bewerten. Danach wurden entsprechend durch die Betriebsgruppe Daten gesammelt, um einen umfassenden Eindruck des Gesundheitszustandes der Legehennen in verschiedenen Lebensphasen erhalten zu können. Im Rahmen dessen sind zehn Biobetriebe in Rheinland-Pfalz, die bereits das „mobilstall-Gehäusesystem“ in Betrieb genommen haben, befragt worden. Außerdem wurde eine Futteranalyse durchgeführt. In jedem Betrieb wurden im Verlauf des Projektes die Hauptprobleme ermittelt und gemeinsam mit den Betriebsleitern Lösungen entwickelt. 

Die Auswertung und Interpretation der erhobenen Daten zeigt, dass gut gepflegte mobile Hühnerställe ein tierfreundliches Haltungssystem sein können. David Pfeifer erklärt: „Federpicken, Verletzungen der Gliedmaßen und Weichteile sowie Verformungen des Brustbeins traten im Rahmen des Projektes nur in sehr geringem Maße auf (< 3 % der untersuchten Tiere). Über 95 % der Hühner aus Mobilstellen zeigten keine Auffälligkeiten in Form von Verletzungen, Entzündungen, Gefiederschäden oder Parasitenbefall. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Futteranalyse sinnvoll. Die Laboranalysen des Futters haben gezeigt, dass die Konzentration der wertvollen Inhaltsstoffe signifikant variieren kann. Auch die Größe der einzelnen Futterbestandteile sollte regelmäßig überprüft werden, um Unterernährung zu vermeiden, da die Legehennen selektives Essverhalten aufweisen.

Probleme in mobilen Haltungssystemen sind Verluste durch Raubtiere. Das Projekt hat jedoch einige mögliche Lösungen aufgezeigt, wie das Bauen von Verstecken und die Haltung anderer Tiere zum Schutz der Hennen (z. B. Hunde, Schafe, Ziegen, Alpakas).

Im Jahr 2021, am Ende des Projekts, hat sich die Stallkapazität der zehn am Projekt beteiligten Betriebe um 11.530 Hennen erhöht, und auch die Zahl der Stalleinheiten ist von 17 Stalleinheiten im Jahr 2015 auf 37 Stalleinheiten gestiegen. Auch in Rheinland-Pfalz ist die Anzahl der Bio-Legehennen gestiegen. Dieser Anstieg ist zum Teil auf die Arbeit des Projekts und seiner Partner zurückzuführen. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle, wie die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die die Menschen dazu veranlasst hat, verstärkt Produkte vor Ort zu kaufen, und auch die Anzahl der Hersteller von mobilen Ställen hat erheblich zugenommen, was zu einer größeren Verfügbarkeit geführt hat.

Die Partnerschaft hat die Ergebnisse ihres Projekts veröffentlicht und hat mit Projektgruppen aus anderen Teilen Deutschlands zusammengearbeitet, um Ideen über Futtermittel etc. auszutauschen, die Ergebnisse des Projektes sowie Hinweise und Tipps zu teilen.

Projektinformationen

Kontakt:

Nadine Ossowski Nadine.Ossowski@dlr.rlp.de

Telefon: 0049671820487

Weitere Informationen: