News | 10 Okt. 2022

Estnische Landwirtin trägt durch Beweidung von Grasland zum Klimaschutz bei

Nachhaltige Rinderhaltung für Artenvielfalt, gesunde Böden und Kohlenstoffbindung

This inspirational idea is also available in a Slovak version. Translation courtesy of the National Rural Network Slovakia. Read more EIP-AGRI inspirational ideas in Slovak on the NRN website.

Der Klimawandel hat zunehmende Auswirkungen auf unsere Umwelt und die europäische Land- und Forstwirtschaft. Um sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen und aktiv zum Klimaschutz beizutragen, entwickelt die estnische Landwirtin Airi Külvet mit Hilfe eines gesamtbetrieblichen Ansatzes nachhaltige Praktiken für die Weidehaltung von Rindern. „Das ist gar nicht so schwer, wenn man das Ziel vor Augen hat: einen besseren Boden, der nachhaltiger bewirtschaftet wird und langfristig höhere Erträge liefert.“

Dürre, sich ändernde Niederschlagsmuster, extreme Wetterereignisse, Schädlinge und Krankheiten sowie weitere Auswirkungen des Klimawandels können die Produktivität der Landwirtschaft, die Nahrungsmittelproduktion und das Einkommen von Landwirt*innen ernsthaft beeinträchtigen. Auf dem Hof Puutsa in Estland verwandelt die Bio-Rinderzüchterin Airi Külvet Herausforderungen in Lösungen, indem sie nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken anwendet, die ihrem Betrieb und ihren Tieren zugutekommen und dabei einen aktiven, positiven Einfluss auf Umwelt und Klima haben.

A woman petting a cow

Airi bewirtschaftet einen 300 ha großen Bio-Rinderhof, der hauptsächlich aus Grünland besteht. Ihre Rinder werden zu 100 % mit Gras gefüttert. Das Weidesystem des Betriebs trägt zur Wiederherstellung des Bodens bei, fördert die Artenvielfalt und unterstützt einen effizienten Nährstoffhaushalt. Airi berichtet: „Ich wende auf meinem Hof ein Rotationssystem an, das auf der Savory-Methode basiert und durch Informationen von anderen europäischen Expert*innen für regenerative Landwirtschaft ergänzt wird. Gleichzeitig versuche ich, die Methoden an das estnische Klima sowie an unseren Boden und unsere Vegetation anzupassen.“ Airi nutzt IT-Lösungen, um die Weiderotation zu planen und die Struktur und den Nährstoffhaushalt ihrer Graslandböden zu überwachen. Die Ausbringung von kompostiertem Dung hilft, den Boden wiederherzustellen und ihn mit organischen Stoffen anzureichern. Derzeit untersucht sie verschiedene Arten der Kompostierung und experimentiert mit der Direktsaat von Getreide auf Grünland sowie mit Möglichkeiten der pfluglosen Getreideproduktion im ökologischen Landbau.

Bei richtiger Bewirtschaftung tragen diese Verfahren dazu bei, die Artenvielfalt zu fördern und Kohlenstoff im Boden zu speichern, was wiederum zur Verringerung der Treibhausgasemissionen sowie zur Vermeidung von Nährstoffverlusten beiträgt. „Es handelt sich um einen natürlichen Zyklus. Wenn man den Boden verbessern will, muss man so oder so Tiere dafür einsetzen, wo dies möglich ist. Und das ist gar nicht so schwer, wenn man das Ziel vor Augen hat: einen besseren Boden, der nachhaltiger bewirtschaftet wird und langfristig höhere Erträge liefert.“

Durch den Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen mit anderen Landwirt*innen trägt Airi dazu bei, die Vorteile dieser Praktiken einem breiteren Publikum bekannt zu machen. „Für mich ist es wichtig, unsere natürliche Umwelt zu erhalten und die zentrale Bedeutung von Weidetieren für das Ökosystem hervorzuheben. Bei der Weidehaltung handelt es sich um eine äußerst traditionelle Art der Bewirtschaftung. Je weniger fossile Brennstoffe man verbraucht, desto besser für das Klima und für unseren Geldbeutel.“

Airi beteiligt sich aktiv an Forschungsprojekten und innovativen Kooperationen mit anderen Landwirt*innen. Als Netzwerkmanagerin für Estland im Rahmen des von der EU finanzierten thematischen Netzwerks BovINE hilft sie bei der europaweiten Verbreitung bewährter Verfahren. „Mein Engagement bei BovINE hat mir geholfen, aktiv bewährte Praktiken zu erörtern, wie z. B. die Vorteile einer Bewertung der Gesundheit neugeborener Kälber und des Wohlergehens der Rinder. Dadurch hat sich mein Horizont erweitert, angefangen bei Umweltthemen bis hin zu den Weltmarktpreisen für Rindfleisch. Außerdem ist mir klar geworden, dass Estland gute bodenklimatische Bedingungen für die Rindfleischproduktion aufweist und dass wir bereits viele gute Praktiken anwenden, wie z. B. artenübergreifende Weiden.“

A cow and calf in a field
Photos © Airi Külvet / Puutsa Farm

Airi ist auch Gründerin eines Qualitätsprogramms für Rinder, die mit Gras gefüttert werden, an dem rund 77 weitere Landwirt*innen beteiligt sind, mit dem Ziel, diese Art der umweltfreundlichen Rinderzucht in ganz Estland zu verbreiten. „Durch Informationstage und Hofbesuche werden Ideen ausgetauscht, und die Prinzipien der Herdenhaltung setzen sich langsam durch. Zwar dauert es bei jeder neuen Methode eine gewisse Zeit, bis sie angenommen wird, da manche Landwirt*innen befürchten, dass sie mehr Arbeit erfordert. Aber es hilft zu erklären, dass es sich bei der Portionsweide einfach um eine vergessene traditionelle Methode der Viehhaltung handelt, die es seit Jahrhunderten gibt, mit guten Ergebnissen für Tiere und Klima.“

Informationen zum Projekt

Kontakt:

Airi Külvet  +372  53424274  – airi@liivimaalihaveis.ee

Weitere Informationen:

Airi ist eine der Gewinnerinnen des vom WWF verliehenen Preises „Ostsee-Landwirt des Jahres“:  https://www.wwfbalticfarmer.org/project/airi-kulvet-2/

Bilder © Airi Külvet / Hof Puutsa