News | 18 Febr. 2025

Mit Blick zu den Sternen – Astrotourismus für den ländlichen Raum

Einblicke in das EU-finanzierte Projekt STARLIGHT, das zur Bekämpfung der Lichtverschmutzung beiträgt und die Entwicklung ländlicher Geschäftsmöglichkeiten im Zusammenhang mit einem neuen Trend – dem Astrotourismus – unterstützt.

People observing the night sky

Das von der Europäischen Kommission unterstützte Projekt „STARLIGHT“ verfolgt zwei Ziele: Bekämpfung der Lichtverschmutzung als wachsendes Problem für die menschliche Gesundheit, das Verhalten von Tieren und die Biodiversität sowie Förderung der Entwicklung von Geschäftsmöglichkeiten im ländlichen Raum für Menschen, die sich für Astrotourismus als neuen touristischen Trend interessieren. Initiativen in ganz Europa (wie DarkSky und Lichtverschmutzung) engagieren sich inzwischen für die Bekämpfung der Lichtverschmutzung, und der Astrotourismus (oder Sternentourismus, Dark-Sky-Tourismus, Noctourismus) ist Teil davon. Aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung kann der Sternenhimmel nur noch in Regionen beobachtet und erlebt werden, die nicht von starken Lichtquellen wie Großstädten oder stark beleuchteten Infrastrukturen (z. B. Sportstadien) beeinträchtigt sind. Ländliche Regionen, insbesondere Bergregionen, haben einen Vorteil, wenn es darum geht, einen unverschmutzten Sternenhimmel zu erleben.

Das STARLIGHT-Team entwickelte ein Schulungsprogramm zu den Themen Astrotourismus, Astronomie, Lichtverschmutzung, Sternbeobachtung, Biodiversität, regionale Entwicklung, Unternehmertum und kulturhistorische Aspekte des Nachthimmels und der ländlichen Landschaft. Eine der Zielgruppen sind junge Menschen (im Alter von 18 bis 30 Jahren), die sich für Sternbeobachtung, Naturschutz, Biodiversität und daraus resultierende Geschäftsmöglichkeiten interessieren. Eine weitere Zielgruppe sind Tourismusfachleute, die daran interessiert sind, zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten in einem neuen Tourismusbereich zu erkunden. Sechzig Europäer aus den Zielgruppen in zwölf Ländern haben bereits am STARLIGHT-Schulungsprogramm teilgenommen. Dabei handelte es sich um Studenten und junge Berufstätige, von denen die meisten bereits im Naturschutz, Tourismus und in der regionalen Entwicklung tätig oder engagiert sind. In ihren Motivationsschreiben, die Teil der Bewerbung für die Schulung waren, begründeten sie ihr Interesse mit Gründen wie Wissenserweiterung, Gleichgesinnte kennenlernen, Faszination für den Sternenhimmel, Engagement für Biodiversität und Kampf gegen Lichtverschmutzung.

Während der Schulung befassten sich die Lernenden in Selbststudiumseinheiten, Webinaren und Studienexkursionen mit dem Thema Astrotourismus und Lichtverschmutzung. Besonderes Augenmerk wurde auf die interdisziplinäre und transnationale Zusammensetzung der Ausbildungsteams gelegt, indem unterschiedliche Fachkenntnisse und Erfahrungen kombiniert wurden. Der interdisziplinäre Ansatz bewährte sich beispielsweise für die Sternbegeisterten, die ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse des Tourismus oder die bestehenden Abhängigkeiten zwischen Biodiversität und Tourismus gewannen. Das Ausbildungsprogramm in sechs Sprachen ist kostenlos verfügbar und bereitet die Lernenden auf einen internationalen Markt vor.

Ergebnisse und positive Auswirkungen von STARLIGHT

Das Inhaltsverzeichnis des Ausbildungsprogramms vermittelte den Teilnehmern grundlegende Kenntnisse in Astronomie, Biodiversität, Besucherführung, Marketing und Ausrichtung auf touristische Bedürfnisse. So wurden sie darauf vorbereitet, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten basierende Tourismusprodukte zu entwickeln, und für die Interessen und Erwartungen der Besucher sensibilisiert. Die theoretische Vorbereitung wurde anschließend in drei sogenannten Sommerschulen in ländlichen Regionen Bulgariens, Italiens und Spaniens in die Praxis umgesetzt, wo die Lernenden gemeinsam mit lokalen Interessenvertretern Tourismusprodukte entwickelten. Die Auswirkungen für beide Seiten waren ebenso erstaunlich wie bedeutend: Die Vertreter der ländlichen Regionen erlebten Wertschätzung, Interesse und großes Engagement der jungen Menschen für ihre Region. Die Lernenden wurden unter realistischen Bedingungen darin geschult, gemeinsam mit lokalen Experten aus den Bereichen Tourismus, Wirtschaftsförderung und Kommunalverwaltung marktfähige Produkte zu entwickeln, die auf den ländlichen Raum zugeschnitten sind. Die erworbenen Kenntnisse wurden anschließend durch einen Europass bestätigt.

Gute Mobilität und bezahlbarer Wohnraum ganz oben auf der Wunschliste für das Leben im ländlichen Raum

Die Wirkung der Ausbildung wurde in einer Umfrage erfasst (Ergebnisse auf Anfrage unter starlight@kultur-und-arbeit.de): 96 % der Befragten sahen im Astrotourismus eine Berufsperspektive im ländlichen Raum, 88 % gaben an, dass die Ausbildung ihr Interesse am Leben und Arbeiten im ländlichen Raum gesteigert habe, und 72 % erklärten, dass sie das Inhaltsverzeichnis der Ausbildung weiter nutzen würden. Besonders interessant waren die Aussagen zu den Unterstützungsangeboten, die für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum benötigt werden: Mit 88 % waren gute Mobilitätsbedingungen das wichtigste Kriterium, und 81 % wünschten sich direkte Unterstützung durch lokale Behörden bei der Unternehmensgründung, beispielsweise durch ein lokales/regionales Mentoring-System. Für 77 % war eine gute Infrastruktur (bezahlbare Büros, Coworking Spaces und Wohnraum, digitale Ausstattung und schnelles Internet sowie eine gute Gesundheitsversorgung) der wichtigste Faktor. Die Möglichkeit, leicht mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, wurde ebenfalls genannt, ebenso wie soziale Kontakte, die eine wichtige Rolle spielen. Die Schulungsteilnehmer äußerten den Wunsch, „in einer stabilen Gemeinschaft von Menschen zu leben und zu arbeiten, nicht isoliert wie in Städten“ oder mit „Menschen, die tolerant und offen für ‚Neuankömmlinge‘ sind“, wie sie es formulierten. Interessanterweise spielte finanzielle Unterstützung keine Rolle auf der Wunschliste, aber aktive Unterstützung vor Ort würde sehr geschätzt werden.

Die Schulungsteilnehmer wurden auch nach ihren Erwartungen und persönlichen Zielen nach der Schulung gefragt: 88 % gaben an, dass ihr Interesse am ländlichen Raum sehr stark geweckt worden sei (die restlichen 12 % waren Personen, die bereits in ländlichen Gebieten leben). 73 % hatten die Inhalte der Schulung auch danach genutzt, und 93 % würden das Format der Sommerschule, das sie mit lokalen und regionalen Vertretern auf Augenhöhe zusammengebracht hatte, wiederholen.

Astrotourismus als Chance für den ländlichen Raum

Astrotourismus ist eine der großen Chancen für den Ländlichen Tourismus und eine hochattraktive Nische im hart umkämpften internationalen Tourismusmarkt, da immer mehr Menschen den Sternenhimmel in ihrem Urlaub und in ihrer Freizeit erleben möchten. Speziell für Berggebiete ist Astrotourismus interessant, da der Skitourismus in vielen Regionen aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels bereits zusammengebrochen ist oder ein Zusammenbruch absehbar ist. Sternparks und Stern-Destinationen boomen. Die Tourismusforschung und der Tourismusmarkt belegen eindrucksvoll, dass der Astrotourismus einer der wichtigsten Tourismus-Trends weltweit ist. Der Trend wird getrieben vom Wunsch der Reisenden nach besonderen Erlebnissen, Orten der Ruhe und neuen Lernerfahrungen, die Biodiversität und Naturverbundenheit greifbar machen. Für das Jahr 2025 hat die Buchungsplattform Booking.com 27.000 Reisende in 33 Ländern befragt und festgestellt: „Um den Menschenmassen bei Tageslicht zu entfliehen und die Magie der Mitternacht zu erleben, ziehen fast zwei Drittel (62 %) einen Besuch in Reiseziele mit dunklerem Himmel in Betracht, wo Sternenbäder (72 %), Sternenführer (59 %), einmalige kosmische Ereignisse (59 %) und das Verfolgen von Sternbildern (57 %) ganz oben auf der Liste der Sternenabenteuer stehen.“

Dringend gesucht: ausgebildete Guides für Sternbeobachtungen und Astro-Erlebnisse

Sternbeobachtungen, Sternfotografie und Kenntnisse über die kulturhistorischen und ökologischen Zusammenhänge der Sternensysteme sind daher attraktive Geschäftsmöglichkeiten, die jedoch ohne qualifizierte Sternführer nicht realisiert werden können. Das Geschäftspotenzial wird durch die Tatsache deutlich, dass die International Dark-Sky Association (IDA) allein in Europa fast 50 ländliche Regionen zertifiziert hat, in denen künstliches Licht verboten ist und der Nachthimmel geschützt ist. Astrotourismus-Programme, z. B. geführte Nachtwanderungen, werden von zertifizierten Sternenführern angeboten, die Himmelsvorgänge erklären und Geschichten zu Sternbildern erzählen.

Gefragt sind auch aufgeschlossene Partner aus lokalen Behörden, Naturschutzgebieten, Hotels, Restaurants und den vielen kleinen Anbietern, die attraktive Produkte schaffen können – von Souvenirs bis zur regionalen Küche. Solide Netzwerke, die gut und engagiert zusammenarbeiten, sind ein Erfolgsfaktor, um Menschen an Themen wie die Folgen der Lichtverschmutzung und die Freude am Sternegucken heranzuführen. Astrotourismus ist in dieser Hinsicht nicht nur eine Möglichkeit, die Natur auf ganz besondere Weise zu genießen, sondern auch ein Vorbild für einen verantwortungsvollen, interdisziplinären Tourismus, der wirtschaftliche Chancen und den Erhalt der natürlichen Ressourcen in Einklang bringt.