News | 03 Mai 2023

Inspirierende Ideen: Intelligente Ställe sorgen für glückliche Schweine

Innovative Infrastruktur von Schweineställen und Echtzeitüberwachung zur Verbesserung des Tierwohles und zur Reduzierung von Ammoniakemissionen

Inspirational ideas: Smart barn makes for happy pigs

Die Konsumenten fordern preiswertes und nachhaltiges Schweinefleisch, das in Systemen mit verbesserten Haltungssystemen erzeugt wird. Aus diesem Grund hat eine niederländische Arbeitsgruppe ein Pilot-Stallkonzept erarbeitet. Dort werden die Schweine in Echtzeit mit Hilfe von Ohrenmarkensensoren überwacht, so dass die Umgebung an die Bedürfnisse der Schweine angepasst werden kann.

„Was benötigt ein Schwein?" Das ist die Frage, die sich die Projektpartner/innen gestellt haben. Frank Wind vom Projekt erklärt: „Die Zufriedenheit der Schweine steht im Mittelpunkt unseres Projekts. Aber was benötigt ein Schwein, um glücklich zu sein? Schweine lieben es zu wühlen, sie bauen gerne Nestchen und sind gerne in der Gruppe. Sie sind reinliche Wesen und mögen Sauberkeit.“

Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es gewesen, ein neuartiges Stallkonzept zu entwickeln, das diesen Bedürfnissen gerecht wird. Het Familievarken leitet die Arbeitsgruppe, eine landwirtschaftliche Organisation (Schweineindustrie), die sich auf die Stärkung des Tierschutzes , den Ausgaben und den Gewinnen für den Landwirt und den Auswirkungen auf die Umwelt durch Emissionen spezialisiert hat. Diese haben sich mit Forschern der Adaptation Physiology Group der Universität Wageningen zusammengeschlossen, die sich unter anderem mit dem Tierwohl beschäftigen. Zu den Akteuren gehören Technologiespezialisten, ein Tierzuchtbetrieb, ein Futtermittelhersteller sowie ein Beratungsunternehmen für Tierverhalten. Auch Architekten und Bauexperten sind hinzugezogen worden.

Gemeinsam konnten die Partner/innen einen Pilotstall für 48 Sauen konzipieren und bauen. Ziel ist es, dass jede Sau ein gesundes, langes und produktives Leben mit kleineren Wurfzahlen führen kann. Frank Wind sagt: „Der Stall bietet zahlreiche Vorteile für die Schweine und schafft ein gesundes und angenehmes Lebensumfeld.“ Zum Beispiel wird das Futter in regelmäßigen Abständen von oben auf den Sandboden verstreut. So sind die Schweine ständig auf der Suche nach Nahrung und den Tieren wird nicht langweilig. Außerdem stellen die Landwirte den Schweinen ausreichend Stroh und andere Materialien zur Verfügung, damit diese eigene Nestchen bauen können, um optimale Abferkelbedingungen schaffen zu können. Was die Hygiene angeht, so verfügt der Stall über zwei verschiedene Arten von Toilettensystemen, eine für das Urinieren und eine für das Defäkieren. Dadurch kann die Bildung von Ammoniak verhindert werden. Die Toilettensysteme stehen so weit wie möglich von der Futterstelle entfernt. Wir haben festgestellt, dass diese Art von Stalleinrichtung den Stress für die Schweine enorm reduziert", sagt Frank Wind.

Ein weiterer Bestandteil des Systems ist die Haltung von trächtigen Sauen in kleinen Gruppen von max. vier Tieren: „Die Sauen versorgen sich gegenseitig und füttern die Ferkel gemeinsam. Die Muttertiere zeigen den Jungen, wie man wühlt, frisst und und das Toilettensystem benutzt." Frank erklärt: „Schweine sind von Natur aus soziale Wesen und leben gerne in einer Gemeinschaft."

Zusätzlich zu diesen Stalleinrichtungen haben die Schweine eine digitale Ohrmarke, so dass die Landwirte ihr Verhalten nachverfolgen können. Die Stallumgebung basiert auf einem „datenbasierten, selbstlernenden System", d. h. der Landwirt kann bestimmte Elemente entsprechend den Ergebnissen der Datenerfassung und -analyse und den Bedürfnissen der Tiere anpassen - eine „selbstlernende Tierhaltung". Die Ohrmarke misst die Position, die Geschwindigkeit und die Richtung des Tieres innerhalb des Stalles. Diese Daten werden mit den Beobachtungen der Experten verknüpft und ein Algorithmus berechnet das Verhalten der Schweine in Echtzeit voraus. Ein separates System überwacht das Klima und andere kontextbezogenen Daten. Über eine Smartphone-Anwendung ist es dem Landwirt möglich Tier- und Gesundheitsinformationen abzurufen. Zusätzlich können Daten zum Futter, zur Schlachtung und genetische Daten erfasst werden. Im Rahmen des Projektes wird derzeit an einem Fütterungssystem gearbeitet, das auf den individuellen Bedürfnissen der Tiere ausgerichtet ist und ein kontinuierliches Wiegesystem sowie eine Rückkopplungsschleife zur Regulierung der Futteraufnahme umfasst.

Das Pilotprojekt ist in dem Jahr 2019 in Venhorst Noord-Brabant in den Niederlanden ins Leben gerufen worden. Dort haben Landwirte die Möglichkeit zu experimentieren, zu lernen und sich stetig zu verbessern. Im Dezember 2022 ist ein Symposium veranstaltet worden, um Ergebnisse austauschen zu können. Denn die Gesellschaft fordert zunehmend strengere Standards für Tierschutzanforderungen und verlangt strikte Indikatoren und Kontrollverfahren sowie neue Kennzeichnungs- und Zertifizierungssysteme.

Die EU setzt sich für ein Verbot der Käfighaltung von Nutztieren ein und erarbeitet im Rahmen des Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie bis Ende 2023 neue Rechtsvorschriften. „Das Projekt, bei dem es sich um die Pilotphase handelt, ist bereits abgeschlossen worden. Allerdings soll in diesem Jahr ein weiterer Betrieb eingerichtet werden, um das Konzept in einer kommerziellen landwirtschaftlichen Situation testen zu können. Wir haben viel Zuspruch von Landwirtskollegen erfahren und möchten unsere Ergebnisse teilen und anderen Akteuren zugänglich machen", sagt Frank.

Informationen zum Projekt

Kontakt:

Tjacko Sijpkens– email: tjacko@hetfamilievarken.nl

Weitere Informationen:

Link zur Seite in der OG-Datenbank https://ec.europa.eu/eip/agriculture/en/find-connect/projects/data-driven-farming

Website www.hetfamilievarken.nl