News | 03 Okt. 2023

Inspirierende Idee: Ein Nationales Netzwerk zur Förderung des Wissensaustauschs über Tierwohlbefinden in Deutschland

Austausch von Fähigkeiten und Wissen für eine tierwohlbefindensorientierte, nachhaltige und umweltfreundliche Tierhaltung

Das Netzwerk Fokus Tierwohl ist ein Multi-Akteur-Netzwerk, das vor drei Jahren in Deutschland ins Leben gerufen wurde, um den Wissenstransfer rund um das Tierwohlbefinden zu ermöglichen und zu fördern. Über Online-Tools, Veranstaltungen und „Impulsbetriebe“ erleichtert das Netzwerk bundesweit den Informationsfluss zwischen Landwirten, Wissenschaftlern, Behörden und der interessierten Öffentlichkeit. Ziel ist es, die Tierhalter bei der Aufrechterhaltung von Produktionssystemen zu unterstützen, bei denen das Tierwohlbefinden eine wesentliche Rolle spielt.

Seit fast 50 Jahren ist das Tierwohlbefinden zu einer der Prioritäten der EU-Landwirtschaft geworden. Die EU-Rechtsvorschriften zum Tierwohlbefinden haben sich entwickelt, um die Lebensqualität der Tiere zu verbessern. Im Laufe der Jahre haben sich diese Rechtsvorschriften aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Übereinstimmung mit den Erwartungen der Bürger und den Anforderungen des Marktes schrittweise weiterentwickelt. Infolgedessen haben sich viele Landwirte an Projekten und Initiativen beteiligt, um erfolgreiche Lösungen zu finden. In Deutschland haben jedoch viele Erzeuger auf lokaler Ebene geäußert, dass die Ergebnisse dieser Initiativen nicht leicht zu finden seien. Die Koordinatorin des Netzwerks, Katja Brase, erklärt: „Uns fehlte jemand, der die Ergebnisse all dieser Initiativen, Studien, wissenschaftlichen Ergebnisse und das, was auf den Bauernhöfen vor Ort passiert, zusammenfasst, also haben wir begonnen, dieses Wissen zu sammeln und es für alle leicht zugänglich zu machen.“

Als Reaktion darauf schlossen sich mit Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums alle landwirtschaftlichen Einrichtungen der 16 deutschen Bundesländer zusammen, um ein Nationales Netzwerk aufzubauen. Katja erklärt: „Die verfügbaren Informationen sind bundesweit einheitlich. Praktisch heißt das: Wenn wir ein Video über Geburten haben, geben Experten aller Bundesländer grünes Licht, bevor wir es bewerben.“

Das Netzwerk hat einen Beirat mit Vertretern aus jedem Bundesland – darunter die Landwirtschaftskammern und andere staatliche Organisationen, die das Netzwerk mit Experten bereichern, aber auch Fachleute, Wissenschaftler, Vertreter der deutschen Bauernverbände und Landwirte. Der Beirat ist in thematische Arbeitsgruppen gegliedert, die an der inhaltlichen Ausgestaltung des Wissens arbeiten. Außerdem gibt es in jedem Bundesland „Tierwohlbefinden-Multiplikatoren“, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Inhalte die Zielgruppen – Landwirte, Berater, Studenten, Tierärzte, Wissenschaftler und andere interessierte Bürger – erreichen.

Chicken in a field

Ziel des Netzwerks ist der Austausch von Wissen und Informationen über Vorschriften und Gesetze sowie über Forschungsergebnisse und spezifische technische Lösungen. Katja erklärt: „Es ist wichtig, dass diese Informationen für alle Zielgruppen zugänglich sind. Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Kommunikationsmitteln wie Veranstaltungen, Betriebsbesuchen, Workshops, Messen, Artikeln, Videos oder Podcasts. Außerdem treten wir über die Fokus Tierwohl-Website und die sozialen Medien (Instagram, Twitter, Facebook, Spotify, Youtube...) auf.“

Das Kommunikationsteam des Netzwerks übersetzt Informationen in verschiedene Formate, von druckbaren Leitfäden und Checklisten bis hin zu Podcasts und Videos. Katja sagt: „Wir nutzen die Statistiken unserer verschiedenen Plattformen, zählen die Klicks usw., um herauszufinden, welche Themen für die Landwirte im Moment am wichtigsten oder am dringlichsten sind.“

Das Netzwerk organisiert auch Partnerveranstaltungen, wiederum in verschiedenen Formaten, um das Wissen über Tierwohlbefinden an die verschiedenen Zielgruppen weiterzugeben. Dazu gehören Online- oder Präsenzseminare, Exkursionen, Workshops usw. Seit 2020 wurden landesweit 1.667 Veranstaltungen mit insgesamt über 62.000 Teilnehmern organisiert.

Das Netzwerk unterstützt 120 Rinder-, Schweine- und Geflügelbetriebe, die als „Impulsbetriebe“ bezeichnet werden. Es handelt sich um Betriebe, die innovative Konzepte für das Tierwohlbefinden umgesetzt haben und Wissen und Fähigkeiten an Zielgruppen weitergeben. Das Netzwerk organisiert Betriebsbesuche, Vorführungen und Workshops.

Fokus Tierwohl hat sich gerade für weitere drei Jahre beworben. Katja erklärt: „In dieser nächsten Phase des Projekts werden wir einen Schwerpunkt auf das Tierwohlbefinden in Verbindung mit den klimatischen Herausforderungen legen, da dies ein sehr aktuelles und wichtiges Thema ist, das den Sektor beeinflusst, insbesondere in Bezug auf die Tierhaltung und -produktion. Wir werden auch die internationale Verbreitung als Teil unserer Aktivitäten einbeziehen“. Das Netzwerk wird auch die Anzahl der Aktivitäten in den Betrieben erhöhen, da dies in den Rückmeldungen der Landwirte als besonders wichtig hervorgehoben wurde. Katja fügt hinzu: „Das Netzwerk stellt Studien- oder Versuchsergebnisse zur Verfügung und bietet Tierwohlbefinden-Innovationen auf landwirtschaftlichen Betrieben eine Plattform, um das Wissen weiterzugeben. Landwirte lernen gerne von Landwirten, und so wird praktisches Wissen vermittelt. Ein einfacher Zugang zu dem Wissen ist gewährleistet, da die Teilnahme und der Download kostenlos sind.“

Kontaktinformationen

Koordinatorin Katja Brase: k.brase@vlk-agrar.de

Bildnachweiswww.fokus-tierwohl.de