Die EU auf den Tisch bringen: Kommunikation über LEADER
Instrumente zur Entwicklung des ländlichen Raums wie LEADER sind mehr als nur Finanzierungsmechanismen – sie sind Brücken zwischen der Europäischen Union und den Bürgern. Eine effektive Kommunikation kann die EU auf den Küchentisch bringen!

In Zeiten zunehmender Euroskepsis und politischer Polarisierung sind Instrumente zur Entwicklung des ländlichen Raums wie LEADER mehr als nur Finanzierungsmechanismen – sie sind Brücken zwischen der Europäischen Union und den Bürgern. Doch wie oft ist sich der „Mann auf der Straße“ bewusst, dass ein neuer Spielplatz, ein Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen oder ein Gemeindezentrum ihre Wurzeln in der EU haben? Hier setzt eine wirksame Kommunikation an, die die EU auf den Küchentisch bringt.
„Die Menschen müssen sehen, wie Europa in ihrem Alltag präsent ist“, sagt Erja Simuna, Koordinatorin für internationale Angelegenheiten der finnischen LAG Leader Nouseva Rannikkoseutu. „Es ist einfacher, über die europäische Dimension zu sprechen, wenn sie sich tatsächlich auf das eigene Leben auswirkt: Für manche sind das vielleicht Fördermittel aus einem EU-Programm, für andere die Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen europäischen Ländern.“

„Auch wir sind EU-Entscheidungsträger“
Ein aktuelles eindrucksvolles Beispiel ist die finnische Kampagne „Auch wir sind EU-Entscheidungsträger“ („Mekin olemme EU-päättäjiä“), die im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 gestartet wurde. Unter der Leitung des finnischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten und mit Unterstützung aller 53 LAGs im ganzen Land stellte die Kampagne Einheimische vor, die in LAG-Vorständen tätig sind, also die Menschen, die tatsächlich über die Verwendung der EU-Mittel in ihren Gemeinden entscheiden.
„Die Vorstände der 53 LEADER-Gruppen in Finnland zählen rund tausend aktive Entscheidungsträger, die Projekte zur Entwicklung ihrer Region auswählen“, erklärt Laura Jänis, Senior Specialist im Ministerium. „Die Entscheidungen werden von den Einheimischen getroffen – vielleicht ist sogar Ihr Nachbar dabei.“
Die Kampagne wurde einen Monat vor den Europawahlen gestartet und lief von Mai bis Juni 2024. Sie verwendete einfache Grafiken, Beiträge in sozialen Medien und Erfahrungsberichte, mit denen sich die Menschen identifizieren konnten. Zwar gab es anfangs einige Verwirrung zwischen den Kandidaten für die Kommunalwahlen und den EU-Wahlen, doch auch dies löste Gespräche aus. „Das hat uns die Tür geöffnet, um den Menschen von der EU zu erzählen“, bemerkt Erja. „Die Einbeziehung der Menschen vor Ort sorgt für Pertinence und echtes Engagement. Die Botschaft kommt besser an, wenn sie von jemandem kommt, mit dem man sich identifizieren kann.“
Anstatt Statistiken oder Fachjargon zu präsentieren, konzentrierte sich die Kampagne auf Menschen – die Gesichter und Geschichten von Bürgern, die jeden Tag wichtige Entscheidungen für ihre Gemeinde treffen. Um diese Bürger direkt zu erreichen, wurde die Kampagne auf Facebook und Instagram geschaltet – Plattformen, die näher an „echten Menschen“ sind als professionelle Netzwerke wie beispielsweise LinkedIn. „Es ging darum, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und zu zeigen, wie Beteiligung an der lokalen Politik aussieht“, fügt Laura hinzu. „Die stärksten Botschaften kamen aus authentischen Geschichten, nicht aus Daten.“
Die Kampagne kam so gut an, dass die finnischen LAGs eine zweite Auflage für den Europatag 2025 unter den Hashtags #landsbygdsfinansiering und #Eurooppapäivä starteten. Dieses Mal kombinierten sie eindrucksvolle persönliche Erzählungen mit Erkenntnissen aus einer nationalen Umfrage und zeigten nicht nur, wer die Entscheidungen trifft, sondern auch, wie diese Entscheidungen die Gemeinden prägen. Die interne Umfrage, die vom Ministerium durchgeführt wurde, um mehr über die Governance innerhalb der LAGs zu erfahren, ergab, dass 88 % der LEADER-Vorstandsmitglieder die Mitarbeit in einem Vorstand als sinnvolle Möglichkeit betrachten, etwas zu bewirken. Dies erinnert daran, dass die Beteiligung an der lokalen Governance nicht nur eine Pflicht ist, sondern eine Chance, die Zukunft vor Ort mitzugestalten.
Den Dialog fortsetzen
Während die Diskussionen über die Zukunft der Finanzierung des ländlichen Raums weitergehen, bleibt die Frage: Können wir daraus eine europaweite Kampagne für das ganze Jahr machen? Der ländliche Raum verdient mehr, als dass man nur zur Wahlzeit mit ihm spricht. Vielleicht ist es eine gemeinsame Verantwortung von uns allen, die wir in Behörden, nationalen Netzwerken, lokalen Aktionsgruppen von LEADER, Gemeinschaftsorganisationen, lokalen Unternehmen, Jugendclubs und anderen Einrichtungen für den ländlichen Raum arbeiten, den Dialog das ganze Jahr über fortzusetzen, von Brüssel bis zum Küchentisch.
Wie können wir das erreichen? Beginnen Sie mit Geschichten, die die Menschen verstehen und nachempfinden können. Verwenden Sie eine einfache und klare Sprache und anschauliche Bilder. Zeigen Sie den Menschen, dass „Europa“ nicht so weit weg ist – vielleicht ist es sogar ihr Nachbar.