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Verbesserung der Qualität und Produktivität von Feigenbäumen

Modernisierung der angewandten Techniken und effiziente Bodennutzung - Inspirierende ideen.

This inspirational idea is also available in a Slovak version. Translation courtesy of the National Rural Network Slovakia. Read more EIP-AGRI inspirational ideas in Slovak on the NRN website.

Torres Novas (Portugal) ist eine traditionelle Feigenanbauregion, deren Boden und Klima perfekt für zwei beliebte Feigensorten geeignet sind. Michele Rosa, eine lokale Feigenerzeugerin, stellte jedoch fest, dass die Produktion in der Region rückläufig war. Daher beschloss sie, sich mit neuen Produktionstechniken, nachhaltigen Methoden, einer effizienteren Bodennutzung sowie bestehenden wirtschaftlichen Vorteilen zu befassen, die anderen Landwirt*innen als Beispiel dienen und die Produktion dieses traditionellen Erzeugnisses wiederbeleben könnten.

2018 gründete Michele die Operationelle Gruppe GoFigoProdução. „Wir stellten fest, dass es auf dem Markt einen echten Mangel an Feigen gab, gleichzeitig aber auch riesige Flächen mit aufgegebenen oder wenig rentablen Bäumen.“ Torres Novas ist bekannt für die Feigensorten Figo Preto de Torres Novas und Pingo de Mel, die beide von wirtschaftlichem Interesse sind. Die Sorte Figo Preto de Torres Novas ist einzigartig und besonders gut an die regionalen Bedingungen angepasst, während Pingo de Mel auf dem Markt sehr gefragt ist. Michele fährt fort: „Bestimmte Anbautechniken wie Düngung und Beschneidung werden von den Feigenzüchter*innen empirisch angewandt, aber es gibt durchaus noch Raum für Verbesserungen. Deshalb wollten wir diese Techniken mit eventuell sinnvolleren Alternativen vergleichen und diese den lokalen Erzeuger*innen vorführen.“ Die Operationelle Gruppe hat sich mit Forschungseinrichtungen zusammengetan, mit dem Ziel, die Produktivität der Feigenplantagen zu erhöhen und die Qualität der Früchte zu verbessern. Die Operationelle Gruppe konzentrierte sich dabei insbesondere auf nachhaltige Anbaumethoden zum Schutz und zur Verbesserung des Bodens.

Zu den Partnerorganisationen gehörten landwirtschaftliche Unternehmen, ein Forschungsinstitut, eine Universität, ein Technologiezentrum und eine Nichtregierungsorganisation, die lokale Produkte fördert. Michele erklärt: „Zweifellos war die Zusammenarbeit aller Partner*innen sehr wichtig. Die Unterstützung der Forschungseinrichtungen trägt dazu bei, die Entwicklung dieser Sorten voranzutreiben, denn es gibt noch viel zu lernen, aber die Erfahrungen der anderen Partner*innen haben wichtige Erkenntnisse aus der Praxis geliefert. Informationen nützen nichts, wenn man nicht weiß, was vor Ort passiert, und es macht auch keinen Sinn, sich die Situation vor Ort anzusehen, ohne zu wissen, was man tun kann.“

A woman standing next to a table with a sign

Die Operationelle Gruppe legte Versuchsfelder an, auf denen alternative Anbaumethoden eingesetzt und mit den üblichen Verfahren verglichen wurden. Über vier Jahre hinweg wurden die angebauten Feigen analysiert, wobei Parameter wie Größe und Härte der Früchte sowie der Durchmesser der Bäume bewertet wurden. Außerdem wurden Analysen der Boden- und Blattbeschaffenheit durchgeführt, um den Gehalt an Mineralien wie Kalium, Eisen, pH-Wert usw. zu bestimmen.

Die angewandten neuen Techniken konzentrieren sich hauptsächlich auf vier Bereiche:

  • Bodenbedeckung (Bodenpflege) – Vergleich der Bodenbedeckung bei herkömmlicher Bodenbearbeitung mit Scheibeneggen und bei mechanischen Verfahren. Die Ergebnisse zeigen eine Verbesserung der Feigenqualität und eine Zunahme der organischen Substanz im Boden beim maschinellen Mähen.
  • Düngung – Vergleich des traditionellen Verfahrens mit einer rationalen Düngung auf der Grundlage von Boden- und Blattanalysen. Eine ausgewogene Düngung führt zu größeren Feigen von höherer Qualität sowie zu einer größeren Widerstandsfähigkeit der Schale, was die Handhabung und den Transport erleichtert. Darüber hinaus reduziert sie auch die Kosten.
  • Schnitt – Vergleich des Winterschnitts mit zwei Schnitten pro Jahr (im Winter und im Sommer). Dies führt zu einer Verringerung der Arbeitskosten, da die Feigenbäume kleiner gehalten werden, und erhöht gleichzeitig die Sicherheit und verbessert die Arbeitsbedingungen. So gibt es weniger Feigen, die aber größer und von besserer Qualität sind.
  • Schädlinge (insbesondere Ceratitis capitata) – Keine Schädlingsbekämpfung (übliche Praxis) im Vergleich zur Bekämpfung mit Fallen. Dadurch werden Produktion und Qualität gesteigert.

Die Ergebnisse dieser Pilotversuche und Analysen wurden in einem ausführlichen „Leitfaden für bewährte Praktiken“ veröffentlicht. Außerdem wurde ein Seminar organisiert, um die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Die Operationelle Gruppe läuft im Dezember 2022 aus, aber das Projekt wird seine Ergebnisse auch weiterhin veröffentlichen. So sind zum Beispiel zwei Landwirt*innen aus dem spanischen Sevilla, die am Abschlussseminar der Operationellen Gruppe teilgenommen haben, sehr daran interessiert, die im Projekt entwickelte Methodik anzuwenden. Sie haben den Betrieb von Michele bereits mehrere Male besucht und auch an Schulungen teilgenommen. „Wir hoffen auch, eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.) und eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) für die im Rahmen des Projekts getesteten Sorten zu erhalten, und planen außerdem, eine Operationelle Gruppe für die Valorisierung des Feigenbaums zu gründen.“

„Im Rahmen des Projekts haben wir auch eine Erzeugergemeinschaft gegründet, und zwar eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung namens ‚GOFigo‘.“ Hauptziel der Gruppe ist es, die in der Region produzierten Feigen zu vermarkten und den Export zu steigern. Über die Gesellschaft werden frische, getrocknete und verarbeitete Feigen verkauft. Alle Mitglieder müssen die von der Operationellen Gruppe untersuchten Produktionsanforderungen erfüllen: kein Pflügen, zweimaliges Beschneiden pro Jahr usw., um die Qualität des Endprodukts zu gewährleisten. „Im Moment bin ich die Einzige, die bereits produziert. Die anderen haben investiert, sind aber noch nicht in Produktion gegangen – das ist für 2024 geplant“, erklärt Michele.

Wir haben Michele auch nach der Beteiligung von Frauen an der Operationellen Gruppe gefragt: „Interessanterweise sind die Vertreter*innen der Partnerorganisationen in dieser Operationellen Gruppe sowie die Mitglieder der GOFigo Erzeugergemeinschaft größtenteils Frauen. Es ist sehr wichtig, Frauen in landwirtschaftliche Entwicklungs- und Innovationsprojekte einzubeziehen. Die Widerstandsfähigkeit und Ausdauer, die die meisten Frauen auszeichnen, sind von entscheidender Bedeutung. Leider stellen wir jedoch fest, dass sich Frauen oft behaupten müssen, um ihren Platz in derartigen Projekten zu finden.“

Informationen zum Projekt

Kontakt: Michele Rosa – ROSAGRO: rosagrodoceterra@gmail.com

Weitere Informationen:

Bilder vom Projekt ©