Inspirierende Ideen: Gesundes, geschmackvolles und nachhaltiges Gemüse
Ökologische Landwirtschaft in Rumänien schafft Arbeitsplätze, reduziert Abfall und erzeugt hochwertige, regionale Produkte

Biogemüse, das nur 30 km von Bukarest (Rumänien) entfernt angebaut und geerntet wird, kann noch am Tag der Ernte an die Konsumenten aus der Stadt geliefert werden. Die Farm 'bio&co' wendet ein innovatives Modell der sozialen Landwirtschaft an und schafft Arbeitsplätze für benachteiligte Menschen in der Region: "Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Handelns; unser Gemüse schmeckt nach Arbeit, nach Wertschätzung, nach Solidarität, nach Natur und nach dem Land, auf dem es wächst“, erklärt Damien Thiery, Generaldirektor von Ateliere Fără Frontiere.
Die soziale Landwirtschaft ist ein Beispiel für die Diversifizierung der Landwirtschaft, bei der die landwirtschaftliche Produktion mit der Entwicklung und Förderung von sozialen Dienstleistungen wie Ausbildung und Beschäftigung kombiniert wird. Dies führt zu wirtschaftlichem Wachstum und sozialer Eingliederung und trägt somit zur lokalen Entwicklung des ländlichen Raumes bei.
Ateliere Fără Frontiere ("Werkstätten ohne Grenzen") ist eine rumänische Non-Profit-Organisation, die sich für die soziale, berufliche und staatsbürgerliche Integration von benachteiligten Menschen einsetzt. Sie verfügt über drei Haupt-"Werkstätten": Recycling von elektronischen Geräten, Weiterverarbeitung von Werbebannern in Taschen und Accessoires sowie Bio&Co Social Farm. "In allen drei Sozialunternehmen wollen wir gegen Ausgrenzung, Armut und Diskriminierung sowie gegen Abfall und Umweltverschmutzung kämpfen. Wir stärken Solidarität und fördern lokale Bildung und Entwicklung", erklärt Damien weiter.
Das Ziel des bio&co-Projektes ist es, die Effizienz und Übertragbarkeit des Modells zu testen und aufzuzeigen, damit diese auch in anderen Teilen Rumäniens angewandt werden können. Ateliere Fără Frontiere gründete bio&co im Jahr 2015 in Anlehnung an das Netzwerk für soziale Landwirtschaft Jardins de Cocagne in Frankreich. Sie fingen mit einem Stück Ackerland im Dorf Ciocănari an und stellten zunächst einen Landwirtschaftsexperten ein.
Inzwischen beschäftigt bio&co fünfzehn Mitarbeitende aus sozial schwachen Gemeinden aus der Umgebung und aus Bukarest. Damien erklärt: "Wir beschäftigen Menschen aus der lokalen Gemeinschaft, vor allem aus der ethnischen Gruppe der Roma, die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit aus dem Arbeitsleben ausgegrenzt werden, und nur sehr begrenzte Möglichkeiten haben, nach Bukarest zu kommen und dort zu arbeiten." Zusätzlich beschäftigen Sie zwei Landwirte als Betriebsleiter und als Projektleiter. Sozialassistenten des Vereins sind ebenfalls täglich im Einsatz.
Ein weiteres Ziel von bio&co besteht darin, Mitarbeitende zu schulen und sie auf eine uneingeschränkte und professionelle Wiedereingliederung in den herkömmlichen Arbeitsalltag vorzubereiten. Sie bemühen sich außerdem darum, Menschen aus städtischen und ländlichen Regionen zusammenzubringen. "Wir haben uns dazu verpflichtet, sozial schwachen Menschen zu helfen, in die Gesellschaft zurückzufinden. Für unsere Mitarbeitende bieten wir eine individuelle sozio-professionelle Betreuung im Rahmen des Arbeitsalltags an. Dazu gehören eine Reihe von Hilfsangeboten, die von der technischen Ausbildung über Sprachförderung und Buchführung bis hin zur Beratung reichen. "Außerdem vergeben wir nur Vollzeit- statt Saisonverträge. Das bedeutet, dass unsere Mitarbeitenden einen gesicherten Arbeitsplatz haben", fügt Damien hinzu.
bio&co verfügt über 5 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 4000 m² unbeheizte Gewächshäuser, um das ganze Jahr über Gemüse anbauen zu können. Das Team produziert derzeit fast 100 verschiedene Bio-Gemüsesorten, die nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus angebaut werden. Damit soll die Artenvielfalt und die Umwelt geschützt werden. Für die Kompostierung und Wiederverwendung von organischen Abfällen ist auf dem Gelände und in Zusammenarbeit mit benachbarten Betrieben eine Möglichkeit geschaffen worden. Sonnenkollektoren und ein Wasserbrunnen sind weitere Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, den CO2-Fußabdruckzu minimieren.
In Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Stadt, unter anderem mit einem Zero-Waste-Shop und einem Buchladen, betreiben sie ein Gemüsekistenprogramm. Dort können Kunden ihre Produkte abholen. Auf der Website finden Sie gesunde, geschmackvolle Rezepte und Informationen über die gesundheitlichen Vorteile der einzelnen Gemüsesorten, die dort angebaut werden. Außerdem gibt es eine Facebook-Gruppe, in der sich die Kunden untereinander austauschen können, zum Beispiel über Rezepte. "Die Förderung eines gesünderen Lebensstils, einer ausgewogenen und gesunden Ernährung für alle ist eines unserer wichtigsten Prinzipien. Wir führen Aufklärungskampagnen in Schulen durch“, fährt Damien fort.
Zusätzlich organisiert bio&co Veranstaltungen wie das Erntedankfest im Oktober. Die Teilnehmenden werden durch den Betrieb geführt und erfahren, wie das Gemüse angebaut, geerntet und ausgeliefert wird. "Das ist die Gelegenheit, die Relevanz der Arbeit auf der Farm durch unsere Mitarbeitenden zu verdeutlichen", sagt Damien.
bio&co testet derzeit eine Vielzahl von Initiativen, wie z. B. einen pädagogischen Bauernhof, der Aufschluss über gesunde Ernährung, biologische Vielfalt, Abfallvermeidung und Umweltschutz bieten soll. Dazu gehört ebenfalls eine sensorische Entdeckungsreise für Kinder, bei der diese lernen können, wie man Samen pflanzt. Die Finanzierung ist jedoch nach wie vor schwierig. Deshalb ist bio&co, zusätzlich zu den Einnahmen aus den Verkäufen, auf privates Sponsoring angewiesen, um die Mitarbeitenden angemessen bezahlen und unterstützen zu können.
Damien fasst zusammen: "Es ist enorm wichtig, dass das Projekt auf das gesamte Land ausgeweitet wird. Das sollte unsere nächste Aufgabe sein. Es gibt viele Orte in Rumänien, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und bestimmte Gemeinschaften derzeit von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Diese Art von Initiative könnte wirtschaftliche, soziale und ökologische Vorteile bringen." Ateliere Fără Frontiere ist bereits an Erasmus+-Projekten beteiligt. Damien ist zusätzlich Experte in der EU-GAP-Netzwerk-Fokusgruppe "Soziale Landwirtschaft und Innovationen", in der er seine Erfahrungen mit anderen Sozialbetrieben in Europa teilt.
Informationen zum Projekt
Hintergrundinformationen
Kontakt:
Damien THIERY damien.thiery@atelierefarafrontiere.ro +40 314 259 010
Weitere Informationen
- https://bio-co.ro/
- https://atelierefarafrontiere.ro/
- https://youtu.be/V0IQrYK9rLc
- Facebook Ateliere Fara Frontiere
- Facebook bio&co
- Damien THIERY ist als Experte Teil der EU-GAP-Netzwerk Fokusgruppe 'Soziale Landwirtschaft und Innovationen'.
- Die Vision für die ländlichen Gebiete der EU
Ateliere Fără Frontiere ist eine Organisation, die der Groupe SOS zugehörig ist.
Fotos: bio&co farm